Gänzlich neue Wege ging die Theater-AG mit der diesjährigen Aufführung des Stückes „Real Fake“: Pandemiebedingt musste die kreative Arbeit nach dem Bühnendebut im Juli 2019 für vier Jahre ruhen, sodass die Theatergruppenleiterin Lisa Ade nun vor der Herausforderung gestanden hatte, innerhalb eines knappen Schuljahres aus einem Dutzend hochmotivierter, aber unerfahrener und gänzlich neu zusammengestellter Schülerinnen ein tolles Ensemble zu formen. „Seit Beginn dieses Schuljahres hat die Truppe sich auf den heutigen Abend vorbereitet“, führte Rektor Rolf Schemel in seinen Begrüßungsworten aus und kündigte an, dass das Stück gleich zwei Premieren mit sich bringen würde: Erstmals fand die Aufführung in der renovierten und technisch neu ausgestatteten Aula statt und erstmals hatte sich die Theater-AG mit dem Stück „Real Fake“ daran gewagt, selbst in die Stückentwicklung zu gehen – mit einer von den Laien-Schauspielerinnen komplett selbst entwickelten Handlung und auf den Leib geschnittenen Rollen mit selbst formulierten Dialogen. So beleuchteten die zwölf jungen Schauspielerinnen Fake, Filter und Fiktion in sozialen Medien, erforschten, was Social Media mit uns machen kann und welche Rolle wir in dieser neuen Welt einnehmen.

In dem knapp einstündigen Stück muss Melina, die mit ihren 15 Jahren bereits 50.000 Follower hat und der Star der Schule ist, schmerzlich erfahren, wie sie sich durch die dauernde Selbstinszenierung auf allen Kanälen immer mehr von sich selbst entfernt. Charaktere wie Andrea und Maxi stehen für Jugendliche, die sich dem Sog der sozialen Medien nicht entziehen können, die vom dort dargestellten Fame und Happy Life etwas abhaben wollen und dafür manchmal die Augen vor der Realität verschließen. Dem gegenüber stehen die mit Bleistift zeichnende, zurückhaltende Lani und eine Gruppe Pfadfinderinnen, die das Problem einer ganzen Generation im Sog dieser Fake-Welt, „die immer besser ist, als man selbst“, erkennen und beschließen, Melina und ihre Handy-süchtige Gefolgschaft an der Schule wachzurütteln. In der letzten Szene sprechen die Darstellerinnen das Publikum ganz nach Brecht’scher Manier des epischen Theaters direkt an und fragen: „Wie viel Fake vertragt ihr? Wie oft hat es euch in der letzten Stunde gejuckt, auf euer Handy zu schauen?“ Geflasht – um es neudeutsch auszudrücken – saß das Publikum da, manch einer dürfte sich ertappt gefühlt haben, ein jeder war sichtlich beeindruckt von der herausragenden Leistung der jungen Schauspielerinnen, von der Modernität und Aktualität der Inszenierung, vom fesselnden, selbst entwickelten Plot und von der gekonnt eingesetzten Licht- und Tontechnik sowie von der stets passenden musikalischen Untermalung der Szenen.

Stolz und Erleichterung standen am Ende in den Gesichtern der Mimen und der Leiterin der Theater-AG, Lisa Ade, als fulminanter Applaus auf den Rängen der eigens in der Aula aufgebauten Tribüne aufkam. Die intensive Vorbereitung in wöchentlichen Proben, bei einem dreitägigen Probenaufenthalt in der Akademie Schloss Rotenfels im April sowie zuletzt an vielen Extra-Terminen in der Freizeit haben sich gelohnt und die gelungene Aufführung macht auf jeden Fall Lust auf weitere kreative Theater-Projekte im kommenden Schuljahr.

Folgende Schülerinnen und Schüler waren als Darstellerinnen aktiv:

Ceren Köse (Melina) / Julia Fuchs (Andrea) / Greta Rastatter (Estelle u. Reporterin) / Pauline Ott (Lani) / Sina Beckmann (Marie) / Gloria Lekemo Dombou (Mercedes) / Talya von der Hülst (Maxi) / Leonie Blaß (Namai) / Mina Oeffinger (Hedda) / Marnie Preiß (Tess) / Kira Lusch (Amy) / Felice Kehret (Kim) 

 

Zuverlässige und kompetente Partner für die Licht –und Tontechnik waren:

Lars Götz / Manuel Unkrich / Pierre Ernst

 

Ein besonderer Dank geht an Katharina Kirchhofer, die ab April als engagierte Regieassistenz einsprang, an Regina Kleinhans für die tatkräftige Unterstützung und Organisation sowie für die Hilfe bei der Bewirtung zusammen mit Steffen Hess, an Hausmeister Andreas Dinger für den Aufbau der Tribüne und die technische Unterstützung, an den Förderkreis der Realschule für den Zuschuss zu den Kosten für den 3-tägigen Probenaufenthalt sowie natürlich an die Eltern der Darstellerinnen, die trotz hohem Zeitaufwand das Engagement ihrer Kinder in der Theater-AG unterstützten und darüber hinaus auch noch das Essen für den Bewirtungsstand zubereiteten.

 

 

Text und Bilder: Katharina Ziegler, Realschule Rheinmünster